Elektromobilität in Salzburg – Obus und Lokalbahn
Die Salzburger Lokalbahn ist im Vororte-Verkehr in Österreich seit vielen Jahren ein Vorbild. Der Grund dafür ist, dass dem Betrieb ein klares und leicht merkbares Fahrplanmodell zugrunde liegt. Die Philosophie der früheren vorausdenkenden Lokalbahndirektoren Staudinger, Riedl und Mackinger war ein simpler Gedanke: „Der beste Fahrplan ist der, den man eigentlich vergessen kann! Man muss sich nur vier Zahlen merken, nämlich die Abfahrtsminuten pro Stunde, zweimal je Richtung“. [Foto] Hier liegt der Erfolg begründet. Von 5:00h bis Mitternacht, egal ob Werktag, Sonn- und Feiertag, jede halbe Stunde kommt zur angegebenen Minute ein Zug.
Vorbildlicher Integraler Fahrplan mit den Abfahrtsminuten im roten Kreis.
Anfang 1980 wurde mit der Fahrzeugwahl für moderne Triebwagen das “System Stadtbahn“ gewählt. Von der Technik entspricht der Salzburger Lokalbahn-Triebwagen der Kölner-Stadtbahn-Type B und die markante Frontpartie dem Frankfurter Stadtbahnwagen Type U3 [Foto]. Die Kombination Fahrplan, Stadtbahntriebwagen und Schaffnerbetrieb macht die Erfolgsmarke „Salzburger Lokalbahn“ aus.
Sie ist auch der Grund, dass man dieses Erfolgsmodell, das System „Regionalstadtbahn“ auf das ganze Bahnnetz im gesamten Zentralraum ausweiten kann. Das beste Beispiel dafür war die Verlängerung der Lokalbahn nach Ostermiething, die förmlich nach einer Weiterführung bis Burghausen schreit. Hier konnte man übrigens sehen, wie die Zielstrebigkeit des früheren Betriebsleiters Mackinger, mit Konsequenz und Sachkenntnis zum Ziel führen kann. Die Elektromobilität der Salzburger Lokalbahn seit 1909 ist für die Zukunft gerüstet.
Wo „Elektromobilität“ herkommt, der Salzburger Obus
Als 1940 der Betriebsleiter Otto Hofbauer die „Gelbe Elektrische“ auf Obusbetrieb umstellt, wurde er von der Salzburger Bevölkerung dafür gescholten, obwohl die „Rasende Eierspeis“, die „Gelbe Elektrische“, aufgrund des Lärms in den Kurven eher gehasst, als geliebt wurde. Was selbst Hofbauer vermutlich nicht für möglich gehalten hat, ist, aus heutiger Sicht, dass damals „Elektromobilität“ auf der Straße, im Sinne „Mobilität für alle Bürger“ erfunden wurde, ohne das Wort zu kennen. Heute ist der Salzburger Obus eines der modernsten Netze weltweit. Auch hier zeigt sich die Handschrift des früheren Betriebsleiters Gunter Mackinger, der heute einer der gesuchtesten Experten zum Thema Obus/Trolleybus weltweit ist.
geoNetzplan | 75 Jahre Obus Salzburg - mit Fakten zum Obus
12 Linien, über 100 Obus-Fahrzeuge, rund 50 Millionen Fahrgäste jährlich = Obus Salzburg
Das Salzburger Obusnetz kann sich sehen lassen. Über 100 abgasfreie moderne elektrische Obusse werden von einem Heer von wahren Künstlern, den Obusfahrern, durch die notorisch staugesplagten Straßen von Salzburg manövriert. Diese brauchen wahrlich ein robustes Nervenkostüm, weil sie die verfehlte Verkehrspolitik der Stadt tagtäglich ausbaden müssen und den Fahrgästen gegenüber trotzdem freundlich sein müssen.
Der Salzburger Obus hat derzeit 12 Linien unter Fahrleitung, was einem Netz von über 100 Kilometern entspricht. In diesem Netz werden jährlich rund 50 Millionen Fahrgäste befördert, Tendenz steigend. Durch eine Reihe von Fahrleitungsverbindungen über Weichen, durch Hilfsantriebe für Störfälle und eine leistungsfähige Leitstelle, die jeden Verspätungsfall sofort erkennt, ist ein relativ reibungsloser Betrieb im Salzburger Stauchaos möglich.
Wenn allerdings das Versagen der Stadtpolitik im Sommerregen und am Tag der Deutschen Einheit (3.Oktober) voll zuschlägt sind auch die Obuslenker machtlos. Da hilft nur mehr als Ergänzung die Regionalstadtbahn mit Innenstadttunnel.