Die Marokkanischen Staatsbahnen (ONCF) bieten, neben anderen Ländern Nordafrikas und Südafrika, den höchst entwickelten Eisenbahnbetrieb am afrikanischen Kontinent. Das Eisenbahnnetz entstand unter französischer Patronanz ab 1911 und kann diese Herkunft bis heute nicht verleugnen.

Bereits ab 1927 wurde der elektrische Betrieb mit 3000 Volt Gleichspannung eingeführt und heute sind bei einer Gesamtlänge des Streckennetzes von 2110 km immerhin 1600 km elektrisch betrieben. Schnellzugstrecken werden mit 160km/h befahren, Ausbaustrecken lassen 220km/h zu und Neubaustrecken für den TGV Verkehr werden mit 320km/h befahren.

Die erste 180 km lange TGV Neubaustrecke wurde 2018 zwischen Tanger und Kenitra (an der Strecke nach Casablanca) eröffnet. Seit den 2000er Jahren wurden zahlreiche Neubaustrecken errichtet, die Bestandsinfrastruktur modernisiert und ein Taktfahrplan eingerichtet. Dem Reisenden fällt die hohe Qualität des Eisenbahnverkehrs- und Eisenbahnbetriebes auf. Alle Züge des Fernverkehrs sind Platzkartenpflichtig, die Züge sind klimatisiert und im Verhältnis zu vielen europäischen Bahnen geradezu peinlich sauber. Auch die Bahnanlagen sind gut gepflegt und es fehlt der mitteleuropäische "Bewuchs".

Defekte Toiletten sind in Marokko eher unbekannt und als Maßstab für den Fahrplan gilt der Sekundenzeiger der Bahnhofuhr. Die perspektivischen Ausbaupläne der ONCF beziehen sich nicht ausschließlich auf den Binnenverkehr.

Perspektivisch ist an einen Lückenschluss mit dem Europäischen HGV Netz durch einen Tunnel nach Spanien und die Verlängerung der TGV Verkehre bis Tunis angedacht. Dafür fehlt aber aktuell wohl die politische Stabilität in Nordafrika - aber der eingeschlagene Weg ist goldrichtig. Ein Besuch des rührigen Königreiches in Sichtweite der spanischen Küste kann nur empfohlen werden - für die Fortbewegung im Lande ist die Eisenbahn das richtige Verkehrsmittel; schnell - sauber - bequem und vor allem : zuverlässig.