Letzte EStW-Lücke auf der Bayerischen Tauernbahn geschlossen
Nachdem im Dezember 2021 das Elektronische Stellwerk (EStW) im Bahnhof Garching (Alz) in Betrieb gegangen ist, waren die Bahnhöfe Tittmoning-Wiesmühl, Fridolfing und Laufen (Obbay) zwischen Garching und Freilassing die letzten Bahnhöfe ...
Letzte EStW-Lücke auf der Bayerischen Tauernbahn geschlossen
Nachdem im Dezember 2021 das Elektronische Stellwerk (EStW) im Bahnhof Garching (Alz) in Betrieb gegangen ist, waren die Bahnhöfe Tittmoning-Wiesmühl, Fridolfing und Laufen (Obbay) zwischen Garching und Freilassing die letzten Bahnhöfe mit mechanischer Stellwerkstechnik an der Strecke (Landshut -) Mühldorf – Freilassing, der sog. Bayerischen Tauernbahn. Während es sich bei dem Stellwerk im Bahnhof Tittmoning-Wiesmühl um ein solches der Einheitsbauart handelte (Bild 1), verrichteten in den Bahnhöfen Laufen und Fridolfing noch Apparate der Fa. Krauss & Comp. von 1908 bzw. 1909 ihren Dienst. Bilder 2 und 3 zeigen die Anlage in Laufen im September 1972, der Gleisplan über der Hebelbank enthält noch die zwischenzeitlich längst abgebauten Gleise der 1990 stillgelegten Ortsgüteranlage.
Während es sich bei dem Stellwerk im Bahnhof Tittmoning-Wiesmühl um ein solches der Einheitsbauart handelte, verrichteten in den Bahnhöfen Laufen und Fridolfing noch Apparate der Fa. Krauss & Comp. von 1908 bzw. 1909 ihren Dienst.
Die Anlage in Laufen im September 1972, der Gleisplan über der Hebelbank enthält noch die zwischenzeitlich längst abgebauten Gleise der 1990 stillgelegten Ortsgüteranlage.
Die Anlage in Laufen im September 1972, der Gleisplan über der Hebelbank enthält noch die zwischenzeitlich längst abgebauten Gleise der 1990 stillgelegten Ortsgüteranlage.
Im März 2023 begannen die Arbeiten zur Umstellung auch dieser drei Bahnhöfe auf EStW-Technik und zusätzlicher Einrichtung einer Blockstelle in Tyrlaching, wovon jeweils vor Ort aufgestellte große Bautafeln (Bilder 4 – 7) unübersehbar kündeten. In Containern untergebrachte EStW wurden errichtet in Tyrlaching, Tittmoning-Wiesmühl und Laufen, von zweitgenanntem werden auch die Weichen und die Signale sowie die Schranken des Bahnübergangs im Bahnhof Fridolfing ferngestellt. Die örtlichen EStW werden von der Betriebszentrale der Südostbayernbahn (SOB) in Mühldorf aus ferngesteuert. Ursprünglich sollte, nachdem der Zugbetrieb zwischen Garching und Freilassing nach der letzten Zugfahrt am 24. November 2023 zur Ermöglichung der finalen Arbeiten eingestellt worden war, die Inbetriebnahme der EStW am 4. Dezember 2023 erfolgen. Der schwere Wintereinbruch am 1. und 2. Dezember mit annähernd einem halben Meter nassem und schweren Neuschnee verzögerte jedoch den Abschluss der Arbeiten, so dass der Zugbetrieb erst am 13. Dezember wiederaufgenommen werden konnte.
Im März 2023 begannen die Arbeiten zur Umstellung auf EStW-Technik und einer zusätzlicher Einrichtung einer Blockstelle in Tyrlaching.
Neubau EStW in Tittmoning-Wiesmühl mit Fernsteuerung Bf Fridolfing, im Mai 2023. Auch der Bahnübergang wurde bei km 42,1 erneuert.
Neubau EStW in Tittmoning-Wiesmühl mit Fernsteuerung Bf Fridolfing, im Mai 2023. Auch der Bahnübergang wurde bei km 42,1 erneuert.
Neubau EStW in Laufen im Mai 2023.
Im Zuge der Umstellung auf EStW wurden im Bahnhof Fridolfing die Weiche am südlichen Bahnhofskopf und im dreigleisigen Bahnhof Laufen sämtliche vier Weichen erneuert, wobei die Lage der Weichen am nördlichen Bahnhofskopf getauscht wurde; während früher von Mühldorf her zuerst die ins Gleis 1 führende Weiche und anschließend die ins Gleis 3 führende lagen, ist es nun umgekehrt, wodurch das als Güterzugausweich- und überholgleis dienende Gleis 3 geringfügig verlängert werden konnte. Der Bahnübergang der Kreisstraße TS 26 in Fridolfing erhielt statt der bisherigen Vollschranken Halbschranken sowie einen bisher nicht vorhandenen durchgebundenen, ebenfalls schrankengesicherten Geh- und Radweg.
Die neue Blockstelle Tyrlaching befindet sich im Bereich des ehemaligen, bereits 1966 zurückgebauten Bahnhofs Tyrlaching im Ortsteil Unterschnitzing. Blocksignal Richtung Freilassing und das zugehörige Vorsignal.
Die neue Blockstelle Tyrlaching befindet sich im Bereich des ehemaligen, bereits 1966 zurückgebauten Bahnhofs Tyrlaching im Ortsteil Unterschnitzing. Blocksignal Richtung Freilassing und das zugehörige Vorsignal.
Die neue Blockstelle Tyrlaching befindet sich im Bereich des ehemaligen, bereits 1966 zurückgebauten Bahnhofs Tyrlaching im Ortsteil Unterschnitzing. Bilder 8 und 9 zeigen das Blocksignal Richtung Freilassing und das zugehörige Vorsignal, auf Bild 10 ist das Blocksignal Richtung Mühldorf zu sehen; die Bilder datieren vom 08.09.2023, die Signale waren damals noch nicht in Betrieb und entsprechend gekennzeichnet.
Die neue Blockstelle Tyrlaching befindet sich im Bereich des ehemaligen, bereits 1966 zurückgebauten Bahnhofs Tyrlaching im Ortsteil Unterschnitzing. Blocksignal Richtung Mühldorf.
Nachdem auch der Bahnhof Kirchweidach 1967 zurückgebaut worden ist, war der 19,4 Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen Garching und Tittmoning-Wiesmühl ohne Kreuzungs- und Zugfolgemöglichkeit, womit dieser Abschnitt einen „Flaschenhals“ auf der Strecke Mühldorf – Freilassing bildete. Es ist bemerkenswert, dass in Tyrlaching keine Selbstblocksignale, sondern Blocksignale mit eigenem EStW vor Ort installiert wurden. Dies kann man als Vorgriff auf den im Zuge der ABS 38 angedachten künftigen Überholbahnhof (Betriebsbahnhof) Tyrlaching werten. Dass man nicht gleich den die Durchlässigkeit der Strecke wesentlich mehr als eine Blockstelle erhöhenden Betriebsbahnhof anteilig (mit nur zwei von künftig drei Gleisen, aber aufwärtskompatibel zum Vollausbau mit der ABS38) gebaut hat, ist bedauerlich. Gerade bei Umleitungen, wie sie im Zusammenhang mit der Generalsanierung zwischen München, Rosenheim und Freilassing 2027 wieder in größerem Umfang zu erwarten sind, könnte er schon gute Dienste leisten. Ohne die Kreuzungsmöglichkeit zwischen Garching und Tittmoning-Wiesmühl ist zu befürchten, dass die erforderlichen Umleitungen 2027 nicht ohne Ausdünnung des regionalen Zugverkehrs zwischen Mühldorf und Freilassing durchgeführt werden können. Fahrgastvertretungen und Verkehrsinitiativen sollten deshalb mit Nachdruck gegenüber Bahn und Politik die vorgezogene zumindest provisorische Einrichtung des Betriebsbahnhofs Tyrlaching fordern.
Die folgenden Bilder von den drei Bahnhöfen geben die dortige Situation einst und jetzt wieder:
Nördlicher Bahnhofskopf Tittmoning-Wiesmühl am 11.09.2019, kurz nach Neuaufbau des viele Jahre brach gelegenen Güterzugausweich- und -überholgleises Gleis 4; leider wurde im Gegenzug das mit einem Bahnsteig versehene Ausweichgleis Gleis 2, dessen Weichen für den Anschluss von Gleis 4 verwendet wurden, stillgelegt, so dass in Tittmoning-Wiesmühl keine Personenzugkreuzungen mehr möglich sind.
Nördlicher Bahnhofskopf Tittmoning-Wiesmühl am 29.12.2023
Südlicher Bahnhofskopf Tittmoning-Wiesmühl am 11.09.2019
Südlicher Bahnhofskopf Tittmoning-Wiesmühl am 29.12.2023
Südliches Einfahrsignalvorsignal Tittmoning-Wiesmühl im Weiler Esbach am 01.08.2019 kurz vor Abriss der dortigen Gemeindestraßenüberführung, die durch eine ABS 38-taugliche Überführung ersetzt wurde.
Neues südliches Einfahrsignalvorsignal Tittmoning-Wiesmühl am 29.12.2023; das Vorsignal wurde weiter südlich aufgestellt, so dass der Abstand zum neuen Einfahrhauptsignal nunmehr 1000 Meter beträgt. Auch bei den Blocksignalen Tyrlaching, dem nördlichen Einfahrsignal Tittmoning-Wiesmühl und dem nördlichen Einfahrsignal Fridolfing wurde ein Vorsignalabstand von 1000 Metern hergestellt, demgegenüber wurde der Vorsignalabstand beim südlichen Einfahrsignal Fridolfing und den Einfahrsignalen Laufen bei 700 Metern wie bisher belassen.
Nördlicher Bahnhofskopf Fridolfing am 08.08.2023 kurz nach Aufstellung der noch als ungültig gekennzeichneten neuen Lichtsignale.
Nördlicher Bahnhofskopf Fridolfing am 28.12.2023; der Müllleerzug nach Freilassing fährt zur Kreuzung mit der in Fridolfing durchfahrenden RB 27980 ins Gleis 1 ein.
Südlicher Bahnhofskopf Fridolfing am 14.03.2022 mit dem Bahnübergang der Kreisstraße TS 26 mit den handbedienten Vollschranken.
Südlicher Bahnhofskopf Fridolfing am 28.12.2023 mit dem nach Kreuzung mit der Regionalbahn ausfahrenden Müllleerzug.
Neuer in die Software des EStW integrierter Bahnübergang der Kreisstraße 26 und des neuen parallelen Geh- und Radwegs in Fridolfing am 28.12.2023.
Nördlicher Bahnhofskopf in Laufen am 30.01.2019; an dem ausfahrenden Containerzug Triest – Burghausen kann man den damaligen Verlauf des Güterzugausweich- und -überholgleises Gleis 3 erkennen.
Nördlicher Bahnhofskopf in Laufen am 29.12.2023 mit der getauschten Lage der Weichen in die Gleise 3 und 1. Erstaunlich und erfreulich ist, dass auch am Gleis 1 ein Ausfahrsignal Richtung Mühldorf angebracht wurde, obwohl von Gleis 1 regulär nur noch die Personenzüge Richtung Freilassing abfahren.
Es fällt auf, dass das neue Ausfahrsignal am durchgehenden Gleis 2 deutlich vor dem bisherigen Formsignal aufgestellt wurde; der Grund für diese neue Position ist die Herstellung eines Durchrutschwegs, der zulässt, dass die Züge anders als bisher gleichzeitig von beiden Seiten in den Bahnhof einfahren können, was die Kreuzungsabwicklung beschleunigt.
Südlicher Bahnhofskopf Laufen am 27.09.2023 mit der RB 27973, die an diesem Tag zur Personalschulung statt mit dem planmäßigen 628er mit dem 642 077/577 gefahren wurde, der violett foliert und mit Personalwerbung für die SOB versehen ist; die neuen Lichtsignale waren damals schon aufgestellt, aber noch als ungültig gekennzeichnet.
Südlicher Bahnhofskopf Laufen am 18.12.2023; das (hier nach Vorbeifahrt der RB nach Freilassing schon wieder auf Rot gesprungene) Ausfahrsignal an Gleis 1 wurde vor dem Personenüberweg zu Gleis 2 aufgestellt und zwar links vom Gleis, da rechts wegen der Fundamente des Bahnsteigs am Gleis 2 kein Platz war.
Reportage: Karl Bösenecker
Veranstaltungstipp: Ausstellung zur Eisenbahngeschichte von Laufen und Oberndorf
„Die Eisenbahngeschichte Laufens“ von Dr. Karl Bösenecker, bis Ende Februar 2024 zu besichtigen im Rathaus Oberndorf zu Geschäftszeiten.
Verkehrsforum Berchtesgadener Land & Rupertiwinkel
Das Verkehrsforum BGL strebt die fortlaufende Verbesserung des öffentlichen Fortbewegungsverkehrs für die Bewohner des Landkreises, Berufspendler, Schüler und Gäste von Beherbergungsbetrieben an.